Aares
23.10.2021 von Astrid
Aares kam am 12.10.2021 mit seiner Schwester Anouk zu uns. Die Kleinen wurden samt Muttertier nach einem Umzug einfach von ihren Besitzern zurückgelassen… Das Muttertier muss mit der Situation total überfordert gewesen sein, denn es hatte schon keine Milch mehr und einfach selbst nicht genügend zu Fressen gefunden. Dadurch hatten die Kleinen schon seit mehreren Tagen nichts mehr getrunken. Sie wogen gerade mal 240 g bzw. 260 g und waren knapp zwei Wochen alt. Sie mussten von uns gründlichst gewaschen und gebadet werden, da sie schon voller Fliegeneier waren. Fliegen legen ihre Eier nur dort ab, wo sie wissen, dass es etwas für sie zu holen gibt. Für uns galt daher: Es ist mehr als fünf vor zwölf, die beiden waren dem Tod geweiht!
Es gelang uns nicht gleich, das Muttertier zu sicher, aber die Kleinen schienen gut bei uns angekommen zu sein: Sie tranken Milch, schlabberten schon die erste Matschepampe und nahmen langsam zu: Anouk von 260 g auf 350 g und Aares von 240 g auf 315 g. Mit diesem Gewicht kamen sie am 15.10.2021 zu mir auf die Pflegestelle.
Einen Tag danach hatten sie wieder ein paar Gramm zugenommen, doch ab Sonntag ging die Waage nach unten. Aares hatte komplett flüssigen weißen Stuhl mit Fibrinausscheidungen. Er muss innerliche Blutungen haben, die sein Körperchen so versuchte, zu stillen. Dazu kam ein positiver Giardienschnelltest bei den vier Kleinsten Romy, Julio, Anouk und Aares.
Er wurde bei unserer Tierärztin versorgt und ich bekam verschiedene Medikamente mit, dazu hochkalorische Kost. Ich hatte große Angst um ihn und die anderen, wollte aber trotzdem Hoffnung haben, weil Giardien zu bekämpfen sind, allerdings ist jede Krankheit für die ganz Kleinen immer sehr riskant.
Ich habe das Zimmer der Kleinen nicht mehr verlassen, habe mit Argusaugen kontrolliert, was sie ausscheiden, mich bemüht, dass sie etwas fressen und habe die Waage gehasst. Ich gab ihnen ständig im Wechsel ihre Medikamente, habe versucht, sie zu füttern, sie warmgehalten und es schien, als würde die Behandlung anschlagen. Doch meine Hoffnung wurde jäh zerstört, denn der Zustand von Romy und auch Aares verschlechterte sich wieder. Wir fuhren wieder zu unserer Tierärztin, aber bei so kleinen Fliegengewichten sind einem einfach die Hände gebunden.
Am 23.10.2021 konnte ich leider nicht mehr für den kleinen Aares tun, als ihn abends mit unserer Tierärztin zu erlösen. Nach Romy hat auch er es nicht geschafft.
Ich dachte, Giardien sind ätzend, man muss sich intensiv um die Kleinen kümmern und viel putzen, aber dass man die Biester besiegen wird. Vielleicht hat bei Romy und Aares auch noch was anderes nicht gestimmt, das weiß ich nicht.
Insgesamt waren es in den letzten zwei Monaten einfach zu viele Abschiede. Vor zwei Wochen Romeo, dann wurde meine Katzenomi eingeschläfert, vorletzte Nacht hat Romy ihre Flügel bekommen und jetzt Aares. Man hat so viele Tränen geweint, dass man nicht mehr weiß, wie man überhaupt noch weinen kann und man fühlt sich unglaublich leer. All das wäre vermeidbar gewesen, wenn die Besitzer ihre Tiere mitgenommen hätten, wenn sie sie im Tierheim abgegeben hätten, wenn sie den Tierschutzverein um Unterstützung gebeten hätten oder wenn sie das Muttertier hätten kastrieren lassen.
Aber dann kommt der Punkt, da muss man sich all die Tränen aus dem Gesicht wischen, denn Anouk, Julio und Joey brauchen mich weiterhin. Sie müssen weiter zunehmen, für sie muss ich weiter kämpfen.